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Rheinfelden: Lebenswert, liebenswert

Rheinfelden blickt auf eine altehrwürdige Historie zurück. Gleichzeitig hat man in der ältesten Zähringerstadt der Schweiz die Zukunft im Blick – auch die Energiezukunft, wie Stadtammann Franco Mazzi im Interview erzählt.

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Das Städtchen segelt zu Unrecht unter dem Radar der allgemeinen Wahrnehmung. Die eigene Kantonshauptstadt Aarau liegt weiter entfernt als der Baselbieter Hauptort Liestal oder die Stadt Basel. Gut möglich also, dass Rheinfelden als «Basler» Ort wahrgenommen wird. Dabei ist Rheinfelden die älteste Aargauer Stadt und mit seinen fast 14 000 Menschen immerhin die sechstgrösste Stadt im Kanton. «Wir sind zwar eine historische Stadt», sagt Franco Mazzi, «aber uns ist die Kombination zwischen alt und modern besonders wichtig.» Der Stadtammann ist Rheinfelder durch und durch und seit vierzehn Jahren im Amt. «Hier», erklärt er auf dem Rundgang durch den historischen Stadtkern, «fuhren früher noch täglich 13 000 Autos durch.» Das ist heute schwer vorstellbar. Marco Veronesi vom Verein Pro Altstadt betont: «Für uns hat die Altstadt nicht nur einen hohen historischen Wert, sondern sie ist immer noch der Lebensmittelpunkt für die Bewohner.»

Kantons-Hauptstadt

Im Jahr 1130 erhielt Rheinfelden von den Herzögen von Zähringen das Stadtrecht. Deshalb ist Rheinfelden die älteste Stadt im Kanton Aargau. Nach dem Tod des letzten Zähringers wurde Rheinfelden 1280 zur freien Reichsstadt; später gehörte sie fast 500 Jahre zu Österreich. Vor etwa 200 Jahren war Rheinfelden sogar kurzzeitig die Hauptstadt des damaligen Kantons Fricktal. Als Napoleon die Region der Eidgenossenschaft anschloss, wurde die Stadt zum Bezirkshauptort, was sie bis heute geblieben ist.

Geadelt wurde Rheinfelden vor vier Jahren. Da gab es vom Schweizer Heimatschutz den renommierten Wakkerpreis. «Das war ein grosser und wichtiger Moment», freut sich Daniel Vulliamy vom Stadtmarketing. Rheinfelden schaffte den Sprung in die überregionalen Medien, wurde von der NZZ und dem Architektur-Magazin «Hochparterre» lobend erwähnt. Die Wirkung des Wakkerpreises 2016 ist bis heute spürbar. «Es kommen immer noch zahlreiche Tagestouristen in unser Städtchen, um die Spuren, die zum Preis geführt haben, eins zu eins zu entdecken», freut sich Daniel Vulliamy.

Gruselige Geschichten

Was wäre eine historische Stadt ohne Geisterstory? Eine Spur führt zum Messerturm, um den sich «gruselige Geschichten» ranken. «Vielleicht hat der Messerturm seinen Namen deshalb, weil er die Fluten des Rheins gewissermassen schneidet», mutmasst man beim Stadtmarketing. Einleuchtender, wenn auch schauriger, erscheint eine andere Erklärung. «Der Turm soll eine Rutsche in den Rhein gehabt haben und auf dieser haben sich viele Messer befunden», erklärt Marco Veronesi vom Verein Pro Altstadt. «In den frühen Zeiten der Stadt wurden Delinquenten über diese Rutsche in den Rhein geschoben.»

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Drei Fragen an Stadtammann Franco Mazzi

Rheinfelden ist eine von 412 Gemeinden in der Schweiz mit dem Label «Energiestadt». Was bedeutet Ihnen das, Herr Mazzi?
Franco Mazzi: Sehr viel. Es ist eine wunderbare Art auszutesten, wo wir als Stadt energiepolitisch stehen. Ich finde, das Energiestadt-Label gehört heute einfach dazu.

Wie haben Sie das Label bekommen?
Es gibt einen städtischen Energieplan, wir haben das ÖV-Angebot ausgebaut, topmoderne Wärmeverbunde, unsere öffentliche Beleuchtung ist energieeffizient und alle öffentlichen Neubauten haben Minergie-P-Eco- Standard. Das sind nur ein paar Beispiele. Und wir verbessern uns kontinuierlich.

Der Trägerverein vergibt das Label alle vier Jahre. Was unternehmen Sie für Anstrengungen, um 2022 wieder zertifiziert zu werden?
Das ist ein stetiger Prozess. Wir haben kürzlich eine 50-Prozent-Stelle geschaffen, die sich exklusiv um die Bereiche Energie, Natur und Umwelt kümmert. Unser Ziel ist es nämlich, das nächste Mal einen Erfüllungsgrad von mindestens 75 Prozent (derzeit 74 Prozent) zu erreichen. Das wäre dann der Gold-Status.

Franco Mazzi, Jahrgang 1959, ist seit 2006 vollamtlicher Stadtammann von Rheinfelden und Mitglied der FDP. Zuvor war er viele Jahre in der Privatwirtschaft tätig. Seit 2013 sitzt Mazzi zudem im Aargauer Kantonsparlament, dem Grossen Rat in Aarau.

Franco Mazzi, Jahrgang 1959, ist seit 2006 vollamtlicher Stadtammann von Rheinfelden und Mitglied der FDP. Zuvor war er viele Jahre in der Privatwirtschaft tätig. Seit 2013 sitzt Mazzi zudem im Aargauer Kantonsparlament, dem Grossen Rat in Aarau.

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Rheinfeldens Persönlichkeiten

Seit Ende 2015 ziert Agnes von Rheinfelden, Stammmutter der Zähringer, als Bronzeplastik das Inseli. Sie lebte von 1065 bis 1111 und war die Tochter von Herzog Rudolf von Rheinfelden, dem wohl bedeutendsten Sohn der Stadt. Zu Rheinfeldens Söhnen zählt auch Jacob Christoph Rad, geboren 1799. Er gilt als Erfinder des Würfelzuckers. Und mit Guta von Habsburg stammt sogar eine böhmische Königin aus Rheinfelden. Wer sich in Lyrik auskennt, dem sagt der Name René Sommer etwas. Der in Rheinfelden geborene Autor hat mehr als zwei Dutzend Bücher – zumeist Gedichte oder Prosa – veröffentlicht. Ausführliche Tipps zu Rheinfelden finden sich unter:

www.rheinfelden.ch

www.proaltstadt.ch

www.tourismus-rheinfelden.ch

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