Weit mehr als Zürichs "Hausfluss"

Noch unter dem «falschen» Namen Linth entspringt die Limmat im Glarnerland und bahnt sich ihren Weg in den Walen- und den Zürichsee. Ab Zürich trägt die Kraft des Wassers auf lediglich 36 Kilometern Länge einen erheblichen Beitrag zur Energieproduktion bei.

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Die Limmat

Dieser Fluss schreibt wahrlich mörderische Geschichten: Im Winter 2008 fischte Kommissar Eschenbach ein Mordopfer aus der Limmat. Nur gerade fünf Jahre später fand das Leben eines renommierten Anwalts ebenfalls sein Ende im selben Gewässer. Aber kein Grund zur Beunruhigung: Beide Morde sind nicht Realität, sondern schweizerische Kriminalliteratur von Michael Theurillat («Eistod») respektive Emil Zopfi («Spitzeltango»). Viele reale Ertrunkene gab es allerdings noch zur Mitte des 19. Jahrhunderts zu beklagen, als ein Grossteil der Schweizer Bevölkerung nicht schwimmen konnte. Um diesen Missstand zu verbessern, rief Jakob Huber 1869 den Limmat-Club Zürich ins Leben. Der Verein schaffte Boote an und führte Übungen durch, um bei Unglücksfällen Hilfe leisten zu können. 2019 darf der älteste und grösste Wasserfahrverein der Schweiz nun sein 150-jähriges Jubiläum feiern. «Die Absicht, Leben zu retten, ist auch heute noch unser Motto: «Dem Elemente zum Trutz, den Menschen zum Schutz». Auch die Seepolizei Zürich ist aus Mitgliedern entstanden», sagt Gregor Steiner vom Limmat-Club.

Von der Linth zur Limmat
Oft wird die Limmat in einem Atemzug mit der Stadt Zürich genannt. Sie ist aber weit mehr als nur der «Hausfluss» der Finanzmetropole. Im Tödi-Massiv im Glarnerland nimmt die Limmat noch unter dem Namen Linth ihren Lauf. Da diese der grösste Zufl uss des Zürichsees ist, gilt die Linth als Quellfl uss der Limmat. Die Steilwände in der Linthschlucht zeugen von der Kraft des Wassers, die sich über Jahrhunderte hinweg durch den Stein gearbeitet hat. Die Wasserkraft der Linth war auch die entscheidende Energiequelle für die Industrialisierung des Glarnerlandes. Nach der Mündung in den Walensee fl iesst der Linthkanal weiter in den Zürichsee. Bei Oetwil verabschiedet sie sich vom Kanton Zürich in den Aargau. Ab Würenlos staut sich der Fluss zum sieben Kilometer langen Stausee Wettingen. Anschliessend geht es auf dem Weg ins Wasserschloss der Schweiz, via Killwangen, Neuenhof und Baden.

Von den Römern entdeckt
Das Limmatufer eignet sich vom Zürichsee an bis zur Mündung in die Aare hervorragend für Spaziergänge und Wanderungen. Zwischen Neuenhof, Wettingen und Baden wird die Wegstrecke entlang der Limmat mit dem gleichnamigen Kulturweg verbunden. Für die Stadt Baden hat die Limmat eine ganz besondere Bedeutung, hat sie ihren Namen doch vom fast 50 Grad heissen Wasser aus den Schwefelquellen im Unterlauf des Flusses, das schon die Römer als heilsames Wasser schätzten. Baden und seine malerische Altstadt sind eng mit der Limmat verbunden. So ist etwa der Limmatsteg zur meistbegangenen Promenade für die Bevölkerung geworden. Hier wird der Bahnhofsplatz mit einer Brücke und einer Liftfahrt durch riesige Baumkronen mit der Flusspromenade verbunden.

Eine attraktive Variante, sich der eindrücklichen Vermählung von Aare, Reuss und Limmat und dem dortigen Auenschutzpark zu nähern, sind die fünf Etappen des Industriekulturpfades Limmat-Wasserschloss. Dieser führt von Wettingen bis nach Brugg-Windisch und passiert industriegeschichtlich wertvolle Bauten der Region wie Textilfabriken, Kraftwerke und weitere Zeitzeugen.

Keine grossen Schiffe
Aufgrund der Energiegewinnung bzw. der Staudämme und Streichwehre ist die Nutzung der Limmat für 55 000 Haushalte versorgt die Limmat mit Energie. grössere Schiffe eingeschränkt. Auf der kurzen Strecke von lediglich 36 Kilometern folgen ab Zürichsee bis zur Mündung in die Aare 14 Kraftwerke, von denen der Kanton Aargau an zehn beteiligt ist. Gemäss Angaben des Bundesamtes für Energie beträgt die installierte Generatorenleistung 43,47 MW, die erwartete Jahresproduktion liegt bei 255 GWh/a (nur Kantonsanteile des Kantons Aargau berücksichtigt). Dies entspricht ungefähr dem durchschnittlichen Stromverbrauch von über 55 000 schweizerischen Haushalten.