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Schlauer Kasten

Der Ausdruck «Smart Meter» hat nichts mit dem Längenmass zu tun. Smart Meter sind intelligente Stromzähler, die den Stromverbrauch automatisch an den Energieversorger übermitteln. In den kommenden Jahren erobert diese neue Zählergeneration alle Gebäude in der Schweiz – mit vielen Vorteilen für Kunden.

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Ausgetauscht bis 2029

In der EU sind Smart Meter seit ein paar Jahren Pflicht. Die Schweiz folgt dieser Entwicklung: Bis Ende 2027 müssen die intelligenten Strommesssysteme bei 80 Prozent aller Stromkunden an Stelle der konventionellen Zähler installiert sein. Aufgrund der Energiestrategie des Bundes ist die AEW verpflichtet, flächendeckend Smart Meter zu installieren.

«Das vom Bund vorgegebene 80-Prozent-Ziel werden wir erreichen», versichert Patrick Hauser, Leiter Messung und Telematik bei der AEW. Bis jetzt seien 5000 Geräte ausgetauscht, in diesem Jahr kommen weitere 5000 hinzu. Die Gemeinden Oeschgen, Brittnau, das Ruedertal, Gansingen und Teile von Rheinfelden sind bereits mit Smart Metern ausgerüstet. «Ab 2021 tauschen wir jährlich 10 000 Stromzähler aus», so Patrick Hauser. 2029 seien die Austauscharbeiten bei der AEW abgeschlossen. Der Wechsel zum Smart Meter hat für die Kunden keine Kostenfolgen und erfolgt im Rahmen der normalen Unterhaltsarbeiten.

Finanzieller Gewinn für alle

Das Bundesamt für Energie BFE hat errechnet, dass die Einführung der Smart Meter bis 2035 in der ganzen Schweiz Nettomehrkosten in Höhe von 830 Millionen Franken auslösen. Viel höher sind jedoch die Einsparungen, es wird von 1,26 bis 1,68 Milliarden Franken ausgegangen. Für die Schweizer Volkswirtschaft entstünde also ein Plus von 430 bis 850 Millionen Franken. Das ist die finanzielle Seite. Die Einführung der Technologie ist auch im Hinblick auf die Energiewende wichtig. Das Energiesparpotenzial liegt bei etwa zwei Prozent. Für den Endkunden sieht Patrick Hauser eine praktische Sparmöglichkeit. «Im AEW Kundenportal kann sich der Kunde in sein Profil einloggen und sieht so direkt seinen eigenen Verbrauch. Ist ihm dieser zu hoch, kann er prüfen, in welchen Bereichen er Strom einsparen kann.»

Stromnetz der Zukunft

Smart Meter und Smart Grid hängen eng miteinander zusammen. Ein Smart Grid ist ein intelligentes Verteilnetz für Strom. Es soll auf Schwankungen im Stromnetz – verursacht durch wenig Sonnenstunden oder vielen Elektromobilen am Netz – flexibel reagieren können. Smart Meter sollen dazu den Verbrauch abhängig vom Stromangebot regeln und Elektrogeräte im Haus entsprechend an- und abschalten, dies ohne Komforteinbussen für den Kunden. Mit intelligenten Geräten kann das in Zukunft sogar automatisch ablaufen. Das Netz bleibt stabil, egal bei welchem Wetter, und erhöht so die Versorgungssicherheit weiter.

Umzug einfach gemacht

Die Einführung der neuen Technologie vereinfacht die Alltagsprozesse. Als weiteres Beispiel nennt Patrick Hauser das Zügeln. «Bei einem Umzug müssen wir – dort wo Smart Meter bereits installiert sind – nicht mehr vorbeikommen, um den Strom abzulesen.» Das geschehe durch Fernablesung. Auch bei der Rechnungsstellung gebe es Vereinfachungen. Im bisherigen System werden dreimal jährlich Akontorechnungen und eine Verbrauchsabrechnung gestellt. Mit den intelligenten Stromzählern wird im Quartalsrhythmus abgelesen und abgerechnet. Leider hat der Einbau von Smart Metern aber auch zur Folge, dass Stromableser nicht mehr nötig sein werden. Bis jedoch alle 100 000 AEW Kunden umgerüstet sind, dauert es noch. Und so lange werden die Stromableser noch an vielen Aargauer Türen klingeln und an Stromzählern die Daten ablesen.

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Auf einen Blick

Smart Meter sind intelligente Stromzähler, die den Stromverbrauch digital erfassen. Die Geräte zeigen den aktuellen Zählerstand und speichern die Werte. Kunden erhalten so die Kontrolle über den eigenen Stromverbrauch. Über ein Display sind die Werte ablesbar. AEW Kunden, die bereits Smart Meter installiert haben, können auf dem AEW Kundenportal ihre Daten einsehen.

Mehr Informationen

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Im Gespräch mit Matthias Galus, Leiter Digital Innovation Office, Bundesamt für Energie BFE

Matthias Galus, Leiter Digital Innovation Office, Bundesamt für Energie BFE

Welchen Stellenwert hat die Digitalisierung im Energiebereich?

Die aktuelle Corona-Krise zeigt es deutlich: Ohne Digitalisierung geht fast nichts mehr. Wir skypen mit Arbeitskollegen, wir kaufen online ein, gehen online ins Kino… Im Energiebereich bietet die Digitalisierung auch ein grosses Potenzial; sie gibt uns neue Werkzeuge in die Hand, z. B. um uns für das Thema Energie und den Umgang damit zu sensibilisieren.

Sind Smart Meter ein Schritt in diese Richtung?

Ja. Smart Meter gehören aber eigentlich zur Digitalisierung 1.0 im Energiesystem. Einfach den konventionellen Zähler durch einen Smart Meter austauschen reicht noch nicht für ganz grosse Effekte. Wichtig ist, die Daten auch zu nutzen. Digitale Applikationen können uns dann einen Eindruck für unseren Verbrauch, unseren Umwelt- und Klimaabdruck oder unsere Produktion geben. Studien haben gezeigt, dass Kunden dann langfristig ihren Energieverbrauch reduzieren. Das BFE und Energieschweiz unterstützen die Entwicklung solcher Apps. Das passiert z. B. an sogenannten «Hackathons», wo clevere Programmierer digitale Lösungen entwickeln.

Was wird mit Digitalisierung und Daten noch möglich sein?

Digitale Apps eröffnen Kunden neue Möglichkeiten für Entscheide: Soll der Strom in der PV-Anlage des einen oder des anderen Nachbarn erzeugt werden? Soll der Bank für einen Kredit für die eigene PV-Anlage der Verbrauch mitgeteilt werden? Soll auch der Bienenzüchter aus der Gemeinde mit einem Stromkauf unterstützt werden? Solche Möglichkeiten brauchen eine effiziente, nationale Dateninfrastruktur. Sie ist wichtig, um die Potenziale von Smart Metern für die Kunden noch fassbarer zu machen. Hier sind wir dran.

Smart Meter spielen vor allem in Verbindung mit Smart Grids eine wichtige Rolle …

Ja, auch. Die Transformation des Energiesystems geht in Richtung dezentrale Erzeugung von erneuerbaren Energien. Das intelligente Netz – oder Smart Grid – muss mit fluktuierend erzeugtem Strom aus vielen Anlagen an unterschiedlichen Orten umgehen können und ihn verrechnen. Digitalisierung und Smart Meter bieten dafür gute Werkzeuge und unterstützen mehr Intelligenz im Netz. Sie fungieren auch als Schnittstelle: zwischen Kunden, Erzeugern erneuerbarer Energie und einem intelligenten, flexiblen Netz, das beide verbindet.