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Auf fremden Dächern

Die AEW betreibt grosse Photovoltaik-Anlagen im Contracting-Modell und leistet damit einen wichtigen Beitrag zur Energiestrategie 2050. Dafür mietet sie Gebäudedächer von mindestens 600 Quadratmeter. Nicht nur Planung und Montage, sondern auch die Wartung und der Unterhalt der Anlage gehören zum Rundum-sorglos-Paket. Auf Kontrollgang im Gewerbegebiet von Möriken-Wildegg.

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In der Produktionshalle der Schweizer Mälzerei herrscht dicke Luft. Es ist der schwere Duft von Malz, welches hier in drei riesigen Trommeln aus Chromstahl keimt. In einer Ecke der Halle kniet Janick Lehmann vor einem offenen Metallschrank. Der 30-Jährige schaut auf seinen Laptop und überprüft verschiedene Funktionen der Photovoltaik-Anlage (PV-Anlage) auf dem Dach der Mälzerei. Sein Kollege Patric Kapaurer überprüft derweil die Wechselrichter an der Rückseite des Gebäudes und nimmt eine Messung der Strings vor. Als String bezeichnet man mehrere in Serie zusammengeschaltete Photovoltaikmodule: Module mit gleicher Leistung werden in einer Reihe zusammengeschaltet. Die Messungen sind wichtig, weil ein defektes Modul den ganzen String beeinträchtigen kann und so die Leistung und den Energieertrag der Anlage beeinflusst.

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Überwachung aus der Ferne PV-Contracting

Überwachung aus der Ferne

Lehmann und Kapaurer führen heute die jährliche Kontrolle der Anlage durch, welche die AEW auf dem Dach der Mälzerei betreibt. Primär geht es bei diesem Kontrollgang um einen Augenschein vor Ort – die eigentliche Überwachung der Anlage erfolgt automatisiert aus der Ferne. Von seinem Arbeitsplatz aus in Aarau hat Lehmann jederzeit Zugriff auf die verschiedenen Photovoltaikanlagen der AEW. So kann er beispielsweise die Leistung jeder Anlage mit der aktuellen Sonneneinstrahlung vor Ort vergleichen und erkennt, ob die Werte übereinstimmen oder ob eine Leistungsbeeinträchtigung vorliegt. Am Bildschirm scrollt er durch eine lange Liste: rund 80 Anlagen auf Fabriken, Werkhallen, Schulhäusern, Landwirtschaftsgebäuden, aber auch auf Unterwerken und Regional-Centern der AEW. Dort ist sofort ersichtlich, wenn irgendwo ein Wechselrichter aussteigt oder ein Datenlogger keine Informationen mehr liefert. «Ich kann mir am Computer jedes Gerät anschauen und den Schaden meist schon ziemlich genau eingrenzen», erklärt Lehmann.

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Miete oder günstiger Strom

Überwachung und Wartung der Anlagen sind Teil des Photovoltaik- Contractings der AEW. Geplant, umgesetzt und betrieben werden die Anlagen dabei von der AEW: «Nach Vertragsunterzeichnung holen wir die nötigen Bewilligungen ein, beauftragen einen Solarteur mit der Montage, begleiten den Bau sowie die Inbetriebnahme und übernehmen die Anlage anschliessend in unser Portfolio», erklärt Lehmann. Sämtliche Kosten trägt die AEW, der Contracting-Partner stellt lediglich sein Dach zur Verfügung und erhält im Gegenzug – abhängig vom gewählten Vertragsmodell – entweder eine Miete oder vergünstigten Solarstrom. Da PV-Module sehr langlebig sind, beträgt die Vertragsdauer meist 25 bis 30 Jahre.

Simple Technologie

Bei der Suche nach neuen Standorten geht Lehmann proaktiv vor: «Ich suche beispielsweise auf Google Maps nach geeigneten Dächern von grösseren Unternehmen oder z. B. von landwirtschaftlichen Betrieben. Sogar wenn ich privat unterwegs bin, achte ich auf potenzielle Standorte.» Hat er einen gefunden, greift Lehmann zum Telefonhörer. Die Nachfrage gibt ihm recht: Solarstrom ist so gefragt wie nie. 2022 habe sich der Zubau um fast 50 Prozent erhöht, schätzt Lehmann. Allerdings haben sich dadurch auch die Wartefristen verlängert. Vor Corona rechnete man von der Vertragsunterzeichnung bis zur Inbetriebnahme mit sechs Monaten, heute sind es eher neun. Das Problem liege aber nicht mehr bei Lieferschwierigkeiten der technischen Komponenten, erklärt er: «Solarmodule und Wechselrichter für grosse Anlagen sind heute wieder gut erhältlich. Engpässe gibt es eher bei den Solarteuren, welche die Anlage montieren.» Der Fachkräftemangel macht sich auch in der Solarbranche bemerkbar. Der gelernte Elektroinstallateur ist von der Technologie überzeugt: «Photovoltaik ist recht simpel: Es braucht Module, einen Wechselrichter und ein paar Kabel. Dadurch kann schnell viel Leistung zugebaut werden.»

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Pollenflug und Saharastaub

In Möriken-Wildegg stehen Lehmann und Kapaurer unterdessen auf dem Dach der Mälzerei. Zum Abschluss des Kontrollgangs steht die Sichtkontrolle der Anlage an. Die beiden Männer schreiten die ganze Anlage ab: 452 Module mit einer Fläche von 830 Quadratmetern. Schäden sind keine zu sehen. Lehmann weist auf leichte Verschmutzungen an den unteren Rändern der Modulplatten hin: «Hier lagert sich am meisten Dreck ab.» Solange die Ablagerungen die einzelnen Zellen nicht verdecken, ist aber alles im grünen Bereich. Gerade jetzt im Frühsommer beeinträchtigt der starke Pollenflug gelegentlich die Leistung von Solarmodulen. Auch Saharastaub oder Vogelkot können zum Problem werden. Manchmal sei das Problem von blossem Auge auch gar nicht zu erkennen, meint Lehmann. «Wenn ich den Fehler nicht finde, obwohl die Überwachung eine eingeschränkte Leistung anzeigt, kommt die Wärmebildkamera zum Einsatz.» Die Anlage wird dann mit einer Drohne abgeflogen und die Kamera zeigt Temperaturabweichungen an: Beeinträchtigte Solarzellen erhitzen sich stark. Dafür gibt es heute aber keinen Anlass.

Kollege Kapaurer findet dennoch etwas: Eine Kabelverbindung zwischen zwei Modulen hat sich gelöst und liegt nun auf dem Kiesdach. Durch Feuchtigkeit könnte sie dort mittelfristig Schaden nehmen. Die beiden Männer lösen ein Modul gemeinsam und fixieren das Kabel wieder. Die Anlage ist bereit für den Sommer.

Pollenflug und Saharastaub
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