Sieben Erfolgsfaktoren für den Smart Meter Rollout: Teil 2

Netzbetreiber haben noch rund acht Jahre Zeit, den vorgegebenen Smart Meter Rollout bis 2027 durchzuführen. Nachdem im ersten Beitrag die Wichtigkeit einer guten Planung und Vorbereitung aufgezeigt wurden, befassen sich die Erfolgsfaktoren zwei und drei mit den Themen des flächendeckenden Rollouts sowie der Interoperabilität.

26. August 2019

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Erfolgsfaktor zwei: Flächendeckender Rollout

Grundsätzlich empfehlen wir Netzbetreibern mit weniger als 3'000 Kunden, den Rollout in einem Zeitraum von zwei bis drei Jahre durchzuführen. Mit der gestaffelten Umstellung wird die Zusatzbelastung für das EVU auf einen planbaren Zeithorizont gelegt. Nach dem Rollout hat ein EVU dann weiterhin die Möglichkeit, den Abrechnungsprozess zu optimieren und neue Produkte oder Visualisierungslösungen einheitlich für alle Kunden einzuführen. Durch die Umsetzung in einigen Jahren werden zudem die technologischen Risiken reduziert und ein allfälliger Ersatz kann schrittweise umgesetzt werden.

Speziell bei PLC-Lösungen (Powerline-Communication) oder spezifischen Funklösungen bietet ein dichtes Netz mit vielen Geräten eine wesentliche Verbesserung der Datenübertragung, da jedes Gerät als Verstärker dient. Idealerweise wird deshalb der Rollout von der Trafostation weg entlang der einzelnen Stromkabeln durchgeführt. Um auch bei Netzumschaltungen auf einem stabilen Netz zu kommunizieren, sollte der weitere Ausbau über benachbarte Trafostationen erfolgen.

Der Zeitpunkt für den Start des Rollouts ist von verschiedenen Faktoren abhängig. Grundsätzlich empfehlen wir Netzbetreibern, welche noch nicht gestartet haben, auf Smart Meter Geräte mit Datensicherheitsprüfung zu warten. Diese sollten ab Herbst 2019 erhältlich sein. Ein weiterer externer Treiber ist die vollständige Strommarktöffnung, die frühestens ab 2023 erwartet wird. Wer bis zur Marktöffnung den Rollout abgeschlossen hat, kann die neuen Prozesse einfacher und effizienter in der Organisation implementieren.

Aus interner Sicht ist aber auch eine Analyse des aktuellen Zählerparks sinnvoll. Müssen in naher Zukunft Zähler aus funktionalen oder eichrechtlichen Vorgaben ersetzt werden, sollte dies in die Planung für die Smart Meter einfliessen. Weiter sind auch andere Vorhaben der Organisation zu berücksichtigen. Stehen beispielsweise weitere Grossprojekte an, empfiehlt es sich den Rollout koordiniert mit diesem Projekt zu planen.

Interoperabilität

Unter Interoperabilität wird bei Smart Metering Lösungen der gemeinsame Betrieb von Geräten und allenfalls Software-Lösungen von verschiedenen Herstellern in einem Gesamtsystem verstanden.

Die AEW als Netzbetreiberin möchte die eingesetzten Geräte mindestens 15 Jahre lang betreiben. Dieser Aspekt ist in der Systemevaluation zu berücksichtigen. Wir empfehlen deshalb Lösungen, sowohl in der Schweiz wie auch international verbreitet sind. Dadurch ist sichergestellt, dass die Geräte in eher grossen Mengen produziert werden, was sich bei der Erstbeschaffung aber auch bei einer späteren Nachbeschaffungen positiv auswirkt. Zudem sind bei einer grossen Verbreitung die Hersteller daran interessiert, die Gerätelinie längerfristig zu produzieren und zu supporten. Ein weiterer wichtiger Faktor ist die Nutzung von neutralen und von verschiedenen Herstellern unterstützten Standards, um unterschiedliche Geräte in einem Gesamtsystem einsetzen zu können.

Für einen effizienten Systembetrieb sollen nur standardmässig definierte Funktionalitäten genutzt werden. Spezielle Ausprägungen oder Funktionalitäten von den jeweiligen Herstellern verteuert in der Regel den Aufwand im Betrieb wesentlich. 

Die Kommunikation zu den Feldgeräten, speziell auf der «letzten Meile», ist bei der Systemwahl ebenfalls zu berücksichtigen. Wir empfehlen hier eine Lösung zu implementieren, die nicht auf Datennetzen von Dritten basiert. Dazu eignen sich beispielsweise Powerline- oder Funklösungen. Die Ausserbetriebnahme der analogen Telefonie für die Nutzung der Zählerfernauslesung hat uns gezeigt, was entsprechende Abhängigkeiten von Dritten schon bei verhältnismässig wenigen Grosskundenmessungen bedeuten kann. Damals musste bei zahlreichen Messstellen die Kommunikationsmodule proaktiv ersetzt werden. Eine ähnliche Abhängigkeit sollte bei Smart Metering Lösungen vermieden werden, um die Betriebsdauer der Geräte nicht unnötig zu reduzieren.

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