a14379

50 Jahre Höchstleistung an der Reuss

Seit fünfzig Jahren produziert das Kraftwerk Bremgarten-Zufikon erneuerbaren Strom aus der Reuss – und schützt zugleich die Fluss-landschaft und die Region vor Hochwasser. Die AEW sorgt mit Umsicht und Engagement dafür, dass die Anlage den Anforderungen auch in Zukunft gerecht wird.

a14374

Die Geschichte Bremgartens ist eng mit der Reuss verbunden: Im Mittelalter war der Fluss ein wichtiger Handelsweg, der Bau der Reussbrücke im Jahr 1270 machte die Stadt zu einem lebhaften Verkehrsknotenpunkt. Auch die Wasserkraft der Reuss wird seit langem genutzt. Davon zeugen bis heute die beiden Wehre oberhalb der Holzbrücke, die einst Wasser auf Mühlräder leiteten. 

Ab 1892 wird an der Reuss elektrische Energie erzeugt. Das Kraftwerk Bruggmühle versorgte zunächst die Strassenbeleuchtung von Bremgarten, später auch das Trinkwasserpumpwerk und die Bremgarten- Dietikon-Bahn. Wenig später baute der Turbinenhersteller Escher-Wyss flussaufwärts ein Kraftwerk zur Versorgung seiner Maschinenfabrik in Zürich. Später übernahm die AEW die Anlage und ersetzte sie 1975 durch das heutige Kraftwerk.

Bis es so weit war, gab es allerdings heftige Diskussionen. Das Grossprojekt Reusstalsanierung polarisierte: Auf 45 Quadratkilometern sollten umfangreiche Eingriffe die wiederkehrenden Überschwemmungen eindämmen – mit dem neuen Kraftwerk als Sperrstelle. Landschaftsschützer, Bauern, Fischer, der Kanton Aargau und die AEW rangen jahrelang um einen Kompromiss. Als dieser gefunden war, stimmte die Bevölkerung dem «Reusstalgesetz» 1969 deutlich zu. Der Neubau des Kraftwerks Bremgarten-Zufikon (KWBZ) konnte in Angriff genommen werden. Es gilt bis heute als Beispiel für den gelungenen Ausgleich zwischen Naturschutz und Wassernutzung.

a14375

Ein neuer Lebensraum

Durch die Aufstauung entstand flussaufwärts der Flachsee, heute Teil des Auenschutzparks Aargau. Kiebitze, Eisvögel und Weissstörche brüten hier. Biber und Laubfrosch haben die Auenlandschaft ebenfalls zurückerobert. Seit seiner Inbetriebnahme verfügt das Kraftwerk auch über eine Fischtreppe. Ab Frühjahr 2026 bis Ende 2027 wird sie durch einen grösseren und längeren Aufstieg ersetzt: «So schaffen es künftig auch weniger kräftige oder grosse Fische ins Oberwasser», erklärt Marcel Bieri, Teamleiter Betrieb im KWBZ. Alle zwei Jahre werden zudem rund 12 000 Kubikmeter Kies aus dem Staubereich ausgebaggert und unterhalb des Wehrs wieder eingebracht. «Viele Fische sind auf Kiesflächen als Laichplätze angewiesen», erklärt Marcel die aufwändige Massnahme. Als Betreiberin des Kraftwerks trägt die AEW Verantwortung für den Fluss als Lebensraum und Naherholungsgebiet. Robin Koch, Leiter Stromproduktion der AEW und Vertreter im Beirat der Stiftung Reusstal, erklärt: «Im Auftrag des Kantons warten und überwachen wir beispielsweise die Pumpwerke im Aargauer Flussabschnitt.» Diese sind Teil des Hochwasserschutzes: Weil im Rahmen der Sanierung entlang des Flusses Dämme gebaut wurden, ist der natürliche Wasserzufluss aus den Seitengewässern blockiert – und wird seither mit Pumpen reguliert.

a14376

Wenn die Reuss zur Bedrohung wird

Wie wichtig Hochwasserschutz ist, zeigte sich im August 2005. Nach tagelangen Niederschlägen tritt die Reuss über die Ufer. Land, Häuser und Strassen stehen unter Wasser. Auch das Kraftwerk ist betroffen: «Drei-, vielleicht viertausend Kubikmeter Holz», schätzt Marcel Bieri, türmen sich am Stauwehr und drohen, den Abfluss zu verstopfen und weitere Überflutungen auszulösen. Tag und Nacht werden Baumstämme und Schutt mit Greifern und Baggern aus dem Fluss gezogen und abtransportiert.

«Die Reuss fliesst durch den Vierwaldstättersee, der bei Hochwasser wie ein Puffer wirkt. Problematisch ist die Kleine Emme», erklärt Marcel Bieri. Der Nebenfluss entwurzelte damals Bäume, riss Uferböschungen mit und trug Schutt in die Reuss. Nach dem Extremhochwasser im Jahr 2005 wurde in Malters ein Holzrückhaltebecken gebaut. Das Schwemmholzbecken übernimmt eine wichtige Funktion: «Das Wasser kann dort wie an einer Weiche über eine Wehrklappe in ein Becken umgeleitet werden, wo das Holz an einem Rechen hängen bleibt.»

Ungewöhnlich ist nicht nur das Ausmass, sondern auch der Zeitpunkt des Hochwassers. Während früher Überschwemmungen meist im Frühling zur Schneeschmelze auftraten, ist 2005 eine eher seltene Sommerwetterlage verantwortlich. Der Trend zeigt heute: Im Sommer ist der Wasserabfluss zunehmend geringer, im Winter hingegen höher. «Für die Wasserkraft ist das eigentlich eine gute Nachricht – mehr Wasser im Winter bedeutet mehr Stromproduktion zu Zeiten hohen Strombedarfs », meint Robin Koch.

a14377

Damit das Kraftwerk fit bleibt

Unterhalt und Wartung des KWBZ bleiben ein fortwährender Prozess. Täglich kontrolliert der Pikettdienst die Anlage, liest Messwerte ab und prüft, ob irgendwo Wasser eindringt. Viele Komponenten sind seit Jahrzehnten im Einsatz: Generator und Turbinen laufen seit fünfzig Jahren zuverlässig. Im Winter wird jährlich abwechselnd eine Turbine abgeschaltet und gewartet. Angesichts der veränderten Abflussmuster denkt man heute darüber nach, die Revision künftig in den Sommer zu legen – wenn die PV-Produktion hoch und die Strompreise deshalb niedriger sind. «Heute haben wir im Winter oft genug Wasser, um beide Turbinen laufen zu lassen», sagt Marcel Bieri.

Auch sonst gilt es, das fünfzigjährige Kraftwerk fortlaufend an veränderte Bedingungen anzupassen und seine Komponenten bei Bedarf zu erneuern. 2025 bringt die AEW die Hardware des Leitsystems und die Stromverteilkästen im Kraftwerk auf den neuesten Stand. Auf dem Dach des Betriebsgebäudes produziert seit einigen Jahren eine PV-Anlage zusätzlichen Strom, verschiedene Energieeffizienzmassnahmen wurden umgesetzt. Diesen Sommer wird die Rechenreinigungsmaschine erneuert und in naher Zukunft sollen auch die beiden Blocktrafos zur Netzeinspeisung ersetzt werden.

Die Konzession für das KWBZ gilt für weitere 30 Jahre – bis 2055. So lange ist es Aufgabe der AEW, höchste Standards in Technik, Sicherheit und Naturschutz zu gewährleisten.

a14550

Einladung zum Tag der offenen Tür am 13. September 2025.

50 Jahre Wasserkraftwerk Bremgarten-Zufikon

a2201
a14548