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«Wir forschen an der Energie der Zukunft»

Der Aargauer Michel Birri ist bekannt für seine Energie, seine gute Laune – und für seinen Humor. Der frühere «G & G»-Moderator spricht über das plötzliche Aus seiner Traumsendung, neue Wege, alte Unsicherheiten und die Frage, was ihn antreibt.

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Michel Birri

Wie würdest du dich selbst anmoderieren, wenn du Gast in deiner eigenen Sendung wärst?

Ich würde wohl sagen: Hier kommt die Unpünktlichkeit in Person – zumindest privat. Beruflich bin ich zuverlässig. Was noch? Dass ich gut Menschen zum Lachen bringen kann. Und dass ich ein Genussmensch bin.

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Als das Aus von «G & G» kam – was war dein erster Gedanke?

Ein deftiges Schimpfwort. Es war der 5. Februar – ein Tag, den ich nie vergessen werde. Ich dachte erst, das kann nicht stimmen. G & G war mein Traumjob. Ich hatte nicht mal Lust auf Ferien, weil mir die Arbeit so viel Freude gemacht hat. Und dann kommt jemand und sagt: Es ist vorbei. Das hat mir den Boden unter den Füssen weggezogen. Ich habe 15 Jahre lang auf diesen Job hingearbeitet. Und plötzlich ist alles weg. Es tut immer noch weh.

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Der ESC in Basel war ein Highlight. Du warst dabei – was bleibt dir davon?

Es war wie ein Fiebertraum. Intensiv, emotional, laut, bunt – und ein riesiges Abenteuer. Gleichzeitig auch ein bisschen surreal. Wir haben uns vorher im Team gefragt, ob es überhaupt noch Sinn macht, dieses Projekt durchzuziehen. Aber dann waren wir uns einig: Jetzt erst recht. Es wurde ein würdiger Abschluss für G & G. Und ein Erlebnis, das ich nie vergesse.

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Wann hast du zuletzt etwas zum ersten Mal gemacht – und was hast du dabei über dich gelernt?

Als ich den Podcast mit Jenny Bosshard startete. Ich sagte vorher immer: Podcast? Nein danke – macht ja eh schon jeder. Aber irgendwann haben wir es einfach getan. Und dabei habe ich mal wieder gemerkt, wie schwer ich mich mit Entscheidungen tue. Ich grüble ewig, bevor ich Ja sage.

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Wenn es keinen TV und kein Radio gäbe – welches Talent würdest du dann zum Beruf machen?

Ich habe nie wirklich etwas anderes gemacht als zu moderieren – ausser dem KV. Aber ich glaube, ich würde Theater spielen. Bei uns im Dorf habe ich als Kind jedes Jahr das Dorftheater geschaut – und mir vorgestellt, selbst mal da oben zu stehen.

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Was denken Leute über dich, das gar nicht stimmt?

Dass ich immer gut gelaunt bin. Das stimmt zwar meistens, ja – aber nicht, wenn ich Hunger habe. Dann brauche ich ganz schnell etwas zu essen, sonst kippt die Stimmung. (lacht)

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Wo holst du dir neue Energie, wenn du gerade nicht weisst, wie es weitergeht?

Im Winter in den Bergen – auf dem Snowboard. Ganz allein. Ich bin sonst sehr gesellig, aber das ist meine Zeit nur für mich. Danach bin ich viel klarer im Kopf.

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Du stehst oft im Rampenlicht. Gibt’s einen Teil von dir, der sich nach Unsichtbarkeit sehnt?

Auf jeden Fall. Ich hasse es, als Letzter an einen Anlass zu kommen, wenn alle schon da sind. Und früher beim Radio-Praktikum mochte ich Strassenumfragen überhaupt nicht. Ich tue mich schwer damit, fremde Leute einfach anzusprechen. Ich bin eher schüchtern – auch heute noch. Es braucht immer einen Moment, bis ich auftaue.

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Wenn du ein neues Format mitgestalten könntest – was müsste es haben, damit du dabei bist?

Ich würde sofort beim Frühstücksfernsehen einsteigen. Das gibt’s ja in anderen Ländern längst, bei uns leider nicht. Ich habe beim Radio jahrelang die Menschen in den Tag begleitet. Das war unglaublich erfüllend – für mich und mit etwas Glück auch für die Hörerinnen und Hörer.

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In Momenten der Unsicherheit – was hilft dir, die Richtung zu finden?

Das Vertrauen, dass es irgendwie gut kommt. Ich hatte mit meinen Jobs immer Glück. Die sind mir einfach zugeflogen – sei es bei Radio Argovia, oder später bei SRF. Es hat sich einfach immer ergeben. Und das erfüllt mich bis heute mit Zuversicht.

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Du lebst in Baden. Was bedeutet dir diese Verbindung?

Sehr viel. Ich liebe die Stadt. Hier habe ich meine Freunde, hier bin ich zu Hause. Ich bin schnell in der Natur, aber auch rasch in Zürich, wenn’s sein muss. Ich bin ein Gewohnheitstier. Seit 15 Jahren wohne ich in Baden – und könnte mir vorstellen, noch 50 Jahre hier zu leben.

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Was treibt dich an – beruflich wie privat?

Beruflich ist es die Freude, Menschen mit Geschichten zu berühren. Ich liebe es, Feedback zu bekommen – etwa beim Posten oder beim Kaffeetrinken, wenn jemand sagt: «Ich schaue so gern G & G!» Das berührt mich. Und privat? Ich liebe das Leben. Die Zeit mit Familie und Freunden. Und ich versuche einfach, jeden Tag zu geniessen – und Spass zu haben.

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Michel Birri

Michel Birri (38) ist Radio- und Fernsehmoderator und lebt in Baden. Seine Laufbahn begann beim Aargauer Radiosender Kanal K, später war er bei Radio Top, Radio Argovia und SRF 3 zu hören. Im Fernsehen prägte er Formate wie «Zambo» und zuletzt die SRF-Sendung «Gesichter & Geschichten». Aktuell hat Michel Birri weiterhin ein kleines Pensum bei SRF 3 und möchte mehr Eventmoderationen machen. Daneben sucht er neue Wege – mit Humor, Haltung und viel Herzblut für gute Geschichten.

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