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«Wir forschen an der Energie der Zukunft»

Abhörsichere Kommunikation ist essenziell für kritische Infrastruktur und Verteidigung. Im Gegensatz zur klassischen, auf elektromagnetischen Wellen basierenden Übertragung nutzt Quantenkommunikation Quantenzustände wie die Polarisation von Photonen. Während klassische Bits nur 0 oder 1 sein können, er möglichen Qubits parallele Informationsverarbeitung. Diese Eigenschaft bildet die Basis für hochsichere Kommunikationssysteme.

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Christian Rüegg, das PSI ist das grösste Forschungsinstitut für Natur- und Ingenieurwissenschaften der Schweiz. Schlafen Sie als Direktor immer gut?

Nicht immer. Forschung ist stark von globalen Entwicklungen betroffen, und wir haben derzeit viele Herausforderungen – von Budgetfragen bis zur zurzeit angespannten geopolitischen Lage, die auch Auswirkungen auf die Forschung hat. Aber es gibt auch Erfolge: Zum Beispiel haben wir die Swiss Light Source (SLS), eine unserer weltweit führenden Grossforschungsanlagen, in nur 15 Monaten für 130 Millionen Franken mit einem wichtigen Upgrade erneuert – im Zeit- und Kostenrahmen. Sie liefert nun 40-mal stärkeres Röntgenlicht bei 30 Prozent geringerem Energieverbrauch.

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Welche Technologien aus der Forschung des PSI werden unser Leben am meisten verändern?

Da gibt es viele spannende Entwicklungen. Besonders grosse Fortschritte sehe ich in der Quantenforschung und im Einsatz der Künstlichen Intelligenz (KI) für die Medizin, etwa bei der Analyse von Proteinstrukturen zur Entwicklung neuer Medikamente. Auch in der Energieforschung treiben wir grosse Projekte voran. Wir brauchen realistische Lösungen, um unser Energiesystem gemäss Schweizer Energiestrategie in 25 Jahren umzustellen, die erneuerbaren Energien auszubauen und zu integrieren.

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Das PSI betreibt Teilchenbeschleuniger, die weltweit einzigartig sind. Was machen die genau?

Man kann sie sich als riesige Mikroskope vorstellen. Wir beschleunigen Teilchen, um Materialien und Proteine mit atomarer Auflösung zu untersuchen. Diese Forschung hilft in der Medizin, der Materialwissenschaft und der Industrie.

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Das PSI betreibt die einzige Protonentherapie-Anlage der Schweiz. Wie fühlt es sich an, wenn Forschung Leben rettet?

Es ist etwas ganz Besonderes. Als Direktor des PSI sehe ich oft nur Zahlen – wie viele Patienten behandelt werden, welche Kosten entstehen. Aber hinter jeder Zahl steckt ein Mensch mit einer schwierigen Diagnose und einem Schicksal. Die Protonentherapie ist besonders präzise und schont das gesunde Gewebe. Ich bin stolz darauf, dass wir mit unserer Forschung konkret helfen können.

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Warum sollten sich auch Laien für Quantenmagnete interessieren?

Unsere Computerchips werden immer kleiner – mittlerweile sind die kleinsten Strukturen nur noch 10 Atome gross. Das bringt uns an physikalische Grenzen. Quantenmagnetismus könnte der Schlüssel für neue Technologien sein – von effizienteren Sensoren bis hin zu leistungsfähigeren Computern.

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Welche Rolle spielt das PSI bei der Energiewende?

Eine grosse! Rund 450 Forschende und Ingenieure arbeiten hier an Energiefragen. Ein wichtiges Thema ist die Speicherung von erneuerbarer Energie, etwa durch Power-to-Gas-Technologien. Aber auch die Sicherheit von Kernkraftwerken erforschen wir. Es ist wichtig, Experten zu haben, die sich mit der Materie auskennen – denn die Energiewende ist eine riesige Aufgabe und wird uns noch lange beschäftigen.

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Woher holen Sie sich neue Energie, wenn ein Experiment scheitert?

Als Experimentalphysiker bin ich es gewohnt, dass nicht alles funktioniert. Doch gerade das macht Wissenschaft spannend – wenn etwas anders läuft als erwartet, kann es eine neue Entdeckung sein. Ärgerlich ist nur, wenn etwas aus technischen Gründen nicht klappt.

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Was hat die Region davon, dass das PSI in Villigen steht?

Sehr viel. Erstens bilden wir Fachkräfte aus – unsere Lernenden gehören zu den besten der Schweiz. Zweitens treiben wir Innovationen voran, zum Beispiel in der Medizin- und Materialforschung. Drittens sorgen wir für wirtschaftlichen Schwung: Das PSI hat ein Jahresbudget von 460 Millionen Franken, über die Hälfte unserer Mitarbeitenden lebt im Umkreis von 10 Kilometern, und wir kaufen jährlich für rund 100 Millionen Franken auch bei vielen Unternehmen aus der Region ein.

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Wenn Geld und Zeit keine Rolle spielen würden – welches Experiment würden Sie sofort starten?

Ich würde einen Quantencomputer für die Forschung bauen und genau so gern die Möglichkeiten der Proteinkristallographie zum Beispiel am SwissFEL weiterentwickeln. Dank neuer Technologien können wir heute Tausende Proteinstrukturen pro Tag analysieren – in Kombination mit KI eröffnet das unglaubliche Möglichkeiten für die Entwicklung neuer Medikamente.

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Christian Rüegg – Mann mit Energie

Physiker, Quantenforscher, Direktor des Paul Scherrer 
Instituts (PSI) und Professor an der ETH Zürich und EPFL 
Lausanne. Christian Rüegg erforscht, wie Quantenphänomene und neuartige Materialien unsere Zukunft verändern 
könnten. Sein Spezialgebiet: Magnetismus, Neutronenstreuung und extreme Bedingungen. Seit 2020 leitet er das 
PSI, die grösste Forschungsanstalt für Natur- und Ingenieurwissenschaften der Schweiz. Sein Antrieb? Die Neugier auf 
das Unbekannte – und eine Extraportion Energie.

www.psi.ch

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