Intelligent wohnen

Noch ist das «intelligente Eigenheim» kein Standard. Dabei bietet das Smart Home neben mehr Komfort auch ein Plus an Sicherheit – wovon auch ältere Menschen profitieren.

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Intelligent wohnen

Montagmorgen, 6.30 Uhr: Die Storen im Schlafzimmer öffnen sich automatisch. Das Badezimmer ist bereits auf Wohlfühltemperatur eingestellt. Nach dem Duschen zeigt der Spiegel die Wetterdaten des Tages an. Pünktlich um 7 Uhr stellt der Roboter den frisch aufgebrühten Kaffee auf den Tisch, während der virtuelle Sprachassistent an das erste Meeting im Büro erinnert. Beim Verlassen des Hauses schalten sich die Lichter von alleine aus, die Heizung fährt herunter, die Türe verriegelt und das Sicherheitssystem schaltet sich ein – ein ganz normaler Morgen im Smart Home.

So futuristisch die Szenerie auch klingen mag – das Smart Home, in dem alle Geräte miteinander vernetzt sind und automatisch gesteuert werden, ist keine ferne Zukunftsvision mehr. Schon heute ist fast jeder Haushaltsgegenstand in einer «smarten» Version erhältlich, egal ob Heizung oder Fenster, Wasch- oder Kaffeemaschine.

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Noch hat sich das «intelligente Eigenheim » in der Schweiz allerdings nicht durchgesetzt. Eine Studie der Handwerkerplattform Ofri hat Anfang 2019 ergeben, dass nur zwei von zehn Befragten ein vernetztes Gerät in ihrem Haushalt nutzen. Am verbreitetsten sind smarte Beleuchtungssysteme, Musikanlagen und Fernseher. Zum Vergleich: In den USA gehören bei rund zwei Dritteln aller Amerikaner Smart-Home-Geräte zum Haushalt.

Standard bei Heizung und Sonnenschutz
«Smart-Home-Technologien werden im Neubau hauptsächlich zur Steuerung von Beleuchtung, Sonnenschutz, Heizung, Lüftung, Klima, Hausgeräte, Sicherheit und Multimedia genutzt», sagt Andreas Speer. Er ist Geschäftsführer der Home Expo Suhr GmbH, deren Musterhaus-Ausstellung in Suhr zu den modernsten Europas zählt. «Die technischen Möglichkeiten sind vielfältig, doch werden bei aktuellen Bauvorhaben meist nur einzelne Komponenten eingesetzt, zum Beispiel eine Heizungssteuerung und die automatisierte Storenschaltung.» Jedoch steigt laut Speer das Interesse. «Viele Bauherren lassen sich Bausysteme oder Leerrohre einbauen, um bei Bedarf nachzurüsten.»

Hilfe für demente Personen
Laut Ofri-Studie entscheiden sich Schweizerinnen und Schweizer vor allem aus Komfortgründen für Smart-Home-Technologien. Dass sie auch mehr Sicherheit mit sich bringen, zeigt das iHomeLab auf dem Campus Horw der Hochschule Luzern. Hier wird unter anderem erforscht, wie ältere Menschen mithilfe intelligenter Technik länger selbständig leben können. Zum Beispiel unterstützt das Projekt Home4Dem mit Sensorsystemen demente Personen. «Die Systeme erkennen beispielsweise einen vergessenen laufenden Herd durch Hitze-, Rauch- oder Gasentwicklung und alarmieren Betreuende rechtzeitig über eine App», erläutert Dr. Andrew Paice, Leiter des iHomeLab. Die Feldtests zu Home4Dem waren bislang vielversprechend. Jetzt soll ein Modul entwickelt werden, das Firmen künftig als Zusatzservice zu ihren bisherigen Sensorsystemen anbieten können.

Wie schnell das Smart Home Standard wird, ist laut Dr. Andrew Paice von mehreren Faktoren abhängig. Dazu zählen der Energiebedarf der Geräte, das Kosten-Nutzen-Verhältnis sowie das Thema Datensicherheit (siehe Interview). Home Expo Geschäftsführer Andreas Speer jedenfalls ist überzeugt: «Die Zukunft gehört dem Smart Home.»