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Strompreis: Ein Rückblick und Ausblick von AEW Experten

Die Stromterminpreise in der Schweiz haben im Jahr 2021 eine noch nie dagewesene Achterbahnfahrt hingelegt, welche sowohl vom Ausmass der Preishöhe als auch von der täglichen Preisvolatilität die bisherige Statistik deutlich in den Schatten stellt. Im Interview mit Alex Bohn, Marktanalyst und Portfolio Manager bei der AEW, nehmen wir das Jahr etwas genauer unter die Lupe und werfen einen Blick in die Zukunft.

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Die Preise für Energie sind im Jahr 2021 auf ein Rekordhoch geklettert. Was ist passiert?

Seit Jahresbeginn haben die Marktpreise für CO2-Emmissionen, Erdgas und Kohle eine ausgeprägte Preisrally vollzogen, welche sich auch auf den Strompreis ausgewirkt hat. So haben die Preise für CO2-Emissionen um + 11 5%, für Erdgas um + 237 % und für Kohle um + 48 % gegenüber dem Jahresanfang zugelegt. Der Strompreis für das Frontjahr 2022 hat sich um rund 177 % erhöht. Zudem verschärfte sich die Situation am europäischen Gasmarkt im Monat Oktober derart, dass Panikkäufe getätigt wurden und die Gaspreise deutlich über 100 EUR/MWh gehandelt wurden. Die Terminmarktpreise des Frontjahres (Stromlieferung im nächsten Jahr) erreichten in der Spitze rund 180 CHF/MWh bzw. 18 Rp./kWh.

Terminmarktpreise 2021 Baseload

Terminmarktpreise 2021 Baseload

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CO2- und Gaspreisentwicklung seit 1. Januar 2021

CO2- und Gaspreisentwicklung seit 1. Januar 2021

Wie kam es zu dieser Situation?

Mehrere Fundamentalfaktoren führten zu dieser Situation: Zum einen lagen die europäischen Gasspeicherreserven deutlich unter dem langjährigen Durchschnitt. Hinzu kam die grosse Nachfrage aus dem asiatischen Raum nach verflüssigtem Gas. Der Kohleausstieg seitens Deutschlands sowie die unklare politische Lage rund um die russische Gaspipeline Nord Stream 2 schürten zusätzliche Panik. Ein weiterer Faktor ist der hohe CO2-Emmissionsmarktpreis, der permanent an Wert zugelegt hat (siehe Grafik)

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Die Ostsee-Pipeline Nord Stream 2, die russisches Gas durch die Ostsee nach Deutschland führen soll, ist fertig verlegt und könnte bald in Betrieb gehen. Wird sich die Situation nun beruhigen und die Preise wieder sinken?

Auch wenn die Pipeline in Betrieb geht, bleibt die Situation am Strommarkt mit Blick auf die bevorstehende Winter- bzw. Heizsaison weiterhin angespannt, da sich das europäische Gasangebot kurzfristig nicht vergrössern wird.

Blick in die Glaskugel: Wie ist deine Einschätzung mittel- bis langfristig?

Wir rechnen auch im nächsten Jahr 2022 bis in den späten Frühling mit hohen Preisen, sowohl an den Spot- als auch Terminmärkten in der Schweiz. Längerfristig gehen wir davon aus, dass sich die Situation wieder etwas entspannen könnte, vorausgesetzt der Winter endet früher als im Jahr 2021 und die neue Gaspipeline Nord Stream 2 geht in Betrieb. Zusätzlich sollte es auf der globalen Ebene zu mehr Entspannung kommen: Beseitigung von Lieferengpässen, Beruhigung der Inflation, u.ä.), so dass die Brennstoffpreise auch sinken sollten. Werden aber der Erdgas- und Ölpreis weiter anziehen und die CO2-Preise (Ende November 2021 bei rund 75 EUR/t CO2) - getrieben durch die europäische Politik - weitere Rekorde knacken, so werden die Preise an den Strommärkten weiterhin ganz weit oben bleiben.

Welchen Einfluss hat COVID-19 auf die Preise am Energiemarkt?

Die neue COVID-Variante Omikron wirft zwar einen Schatten auf die zukünftige Preisentwicklung, jedoch kennt der Markt COVID bereits. Es ist davon auszugehen, dass es, wenn überhaupt, nur einen kurzfristigen Effekt haben wird.

Was empfiehlt die AEW Ihren Kundinnen und Kunden, die mittelfristig Energie beschaffen müssen?

Wir empfehlen unseren Kunden eine strukturierte Beschaffung, sprich in Tranchen zu unterschiedlichen Zeitpunkten einzukaufen. So wird das Marktpreisrisiko gestreut.

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