Drei Fragen, einer Antwortet: Arian Rohs, Leiter Mobility Solutions
Immer mehr Personenwagen, aber auch Lastwagen und Busse fahren elektrisch – dennoch steckt die Elektromobilität in der Schweiz mitten im Wandel. Neue Technologien, veränderte Ansprüche und Gewohnheiten stellen die Branche vor grosse Herausforderungen. Und während die Zahl elektrisch angetriebener Fahrzeuge zunimmt, wächst auch der Bedarf an intelligenten Ladelösungen und zuverlässiger Infrastruktur. Arian Rohs, Leiter Mobility Solutions bei der AEW, begleitet die Entwicklung der Elektromobilität aus nächster Nähe.
Arian Rohs, wie schätzt du die aktuelle Entwicklung der Elektromobilität in der Schweiz ein?
Die Schweiz bietet grundsätzlich sehr gute Voraussetzungen für die Verbreitung der Elektromobilität. In den letzten Jahren haben sich die Zuwachsraten allerdings etwas abgeschwächt. Nicht nur die skandinavischen Länder, sondern auch Staaten wie Belgien oder die Niederlande haben die Schweiz bei den Elektro-PKW inzwischen überholt. Ich bin jedoch überzeugt, dass die Schweiz in den kommenden Jahren wieder stärker wachsen wird – die Vorteile der Elektromobilität sind schlicht zu überzeugend.
Im Bereich der Elektro-LKW und Elektrobusse ist der Trend weiterhin positiv. Hier nimmt die Schweiz im europäischen Vergleich eine führende Position ein. Der Entscheid, E-LKW von der Schwerverkehrsabgabe zu befreien, hat dabei sicher geholfen – er fördert die Technologie, ohne klassische Subventionen zu schaffen.
Die AEW plant und realisiert auch Ladeinfrastrukturen für LKW und Busse. Wird sich aus deiner Sicht der elektrische Antrieb auch im Schwerverkehr durchsetzen?
Ja, davon bin ich überzeugt. Wir realisieren aktuell mehrere Projekte für Ladeinfrastruktur im Nutzfahrzeug- und Busbereich. Die Hersteller gehen davon aus, dass der Grossteil der Fahrzeuge, die weniger als 600 Kilometer pro Tag zurücklegen, künftig elektrisch fahren wird. Im öffentlichen Personentransport – insbesondere in Städten – rechne ich damit, dass in rund zehn Jahren fast ausschliesslich Elektrobusse im Einsatz sein werden.
Viele warten darauf, dass E-Fahrzeuge bidirektional laden können, also auch Energie ins Hausnetz oder ins öffentliche Verteilnetz einspeisen. Wann wird diese Technologie massentauglich?
Das bidirektionale Laden steckt noch in den Kinderschuhen. Zwar gibt es bereits einige Fahrzeuge, die diese Technologie unterstützen, doch meist ist dafür eine teurere DC-Ladestation erforderlich. Erste Anbieter bringen nun Modelle auf den Markt, die auch für Privatpersonen preislich interessant werden. Ich gehe davon aus, dass sich das bidirektionale Laden im Heimbereich in ein bis zwei Jahren durchsetzen wird – und etwa zwei Jahre später auch im Zusammenspiel mit dem öffentlichen Stromnetz.