Unterwegs in die elektrische Zukunft
Elektromobilität ist kein Zukunftsversprechen mehr, sondern Realität auf Schweizer Strassen – wenn auch noch mit Luft nach oben. AEW Experte Arian Rohs erklärt, wo die Schweiz heute steht, warum der Absatz von E-Autos wieder zunimmt – und wie die AEW mit innovativen Projekten dazu beiträgt, dass der Wandel Fahrt aufnimmt.
Insgesamt sind auf Schweizer Strassen mittlerweile über 200 000 reine E-Autos (BEV) unterwegs. Was nach viel tönt, macht lediglich 4,2 Prozent des gesamten Fahrzeugbestands der Schweiz aus. Gemäss der aktuellen «Roadmap Elektromobilität » sollte der Anteil elektrisch betriebener Fahrzeuge (Hybrid & BEV) im Jahr 2025 fünfzig Prozent der Neuzulassungen ausmachen und es sollten 20 000 öffentlich zugängliche Ladestationen zur Verfügung stehen.
Trendumkehr bei E-Mobilität
Bereits 2024 hinkten die Neuzulassungen dem angestrebten Ziel deutlich hinterher. Nach den Gründen gefragt, erwähnt AEW Mobilitätsleiter Arian Rohs die damals hohen Strompreise infolge des Ukrainekriegs und den Umstand, dass E-Autos bei der Anschaffung meist immer noch teurer sind als vergleichbare Verbrenner. «Für gewisse Bedürfnisse gab es lange auch schlicht keine elektrische Alternative – etwa bei Kombis», fügt er hinzu. Aktuell scheint sich der Absatz der Steckerfahrzeuge zu erholen und der Trend zeigte in den letzten Monaten wieder nach oben. «Das liegt zum einen an den günstigeren Modellen asiatischer Hersteller», sagt Arian Rohs und ergänzt: «Zum anderen hat das Parlament dieses Jahr das Recht auf Laden anerkannt.» Damit besteht auch für Mieterinnen und Mieter ein Rechtsanspruch auf den Zugang zu einer Ladeinfrastruktur am Wohnort – ähnlich dem Recht auf einen Internetanschluss oder eine Waschmaschine. Ein wichtiger Schritt.
Auch die öffentliche Ladeinfrastruktur wird laufend ausgebaut: Mit 17 066 Ladepunkten (Stand Ende August 2025) liegt die Zielvorgabe der Roadmap in Reichweite. Damit sich die Elektromobilität aber auf breiter Front etablieren kann, muss nicht nur der Individualverkehr elektrifiziert werden: Etwa jeder sechste Fahrzeugkilometer dient dem Warentransport und knapp ein Fünftel des Personenverkehrs wird im ÖV zurückgelegt. Genau hier setzen die Projekte an, mit denen sich Arian Rohs beschäftigt.
e-LKW auf dem Vormarsch
Vor fünf Jahren gab es in der Schweiz nur 50 batteriebetriebene LKW – heute sind mehr als 1000 unterwegs. Für e-LKW stellt das Laden aber mitunter ein Problem dar: Erst vergangenes Jahr wurde auf der Autobahnraststätte Kölliken-Nord die erste Schnellladestation an einer Autobahn eröffnet. Denn LKW-Ladestationen benötigen nicht nur viel Strom, sondern auch viel Platz. «Dazu muss Land erschlossen und die entsprechende Netzinfrastruktur installiert werden», sagt Arian Rohs.
Der Nutzfahrzeughersteller Iveco hat im Sommer seinen Elektro- LKW vorgestellt: Die Sattelzugmaschine S-eWAY schafft pro Batterieladung 600 Kilometer und gehört damit zu den europäischen Spitzenmodellen. Im Iveco Servicecenter Hendschiken hat die AEW zwei Schnellladestationen mit einer Leistung von je 360 kW in Betrieb genommen. «Für die grossen LKW-Batterien mit einer Kapazität von über 600 kWh braucht es hohe Ladeleistungen», erklärt Arian Rohs. «Dennoch dauert eine Batterieladung bis zu zwei Stunden.» Damit genügend Leistung zur Verfügung steht, musste auf Kosten der Iveco eigens eine neue Trafostation gebaut werden. Zusätzlich ist auf dem Dach des Servicecenters eine leistungsfähige Solaranlage geplant, die Strom für die Ladestationen liefern wird.
Strom für den ÖV
Auch im öffentlichen Verkehr schreitet die Elektrifizierung voran. Die Regionalbus Lenzburg AG (RBL) betreibt elf Buslinien rund um den Bezirkshauptort und hat vergangenes Jahr knapp drei Millionen Fahrgäste transportiert. Von den aktuell 28 Linienbussen soll bis Mitte 2026 die Hälfte mit elektrischem Antrieb verkehren – mittelfristig wird die gesamte Flotte elektrifiziert. Die AEW installiert deshalb bis Ende Jahr im Busdepot beim Bahnhof Lenzburg 16 Ladepunkte. Dort werden die Elektrobusse jeweils über Nacht geladen. Das sei effizienter als das Aufladen via Stromabnehmer an der Endhaltestelle, sagt Arian: «Dort laden die Busse jeweils fünf, zehn Minuten mit sehr hoher Leistung, bevor sie wieder losfahren.» Weil die Busse aber nachts sowieso während mehrerer Stunden im Depot stehen, ist eine zentrale Ladelösung effizienter: «Dank der viel längeren Ladezeit kommen wir mit weniger Leistung aus und benötigen nur einen leistungsfähigen Netzanschluss », erklärt Arian.
Transparenz dank smarter App
Vor besonderen Herausforderungen stehen Unternehmen, die ihre Firmenflotte elektrifizieren möchten: Die Spesen- und Kostenabrechnungen für das Aufladen an öffentlichen oder privaten Ladestationen sind sehr aufwändig. Häufig geben Firmen Ladekarten ab – das Firmenauto kann damit an öffentlichen Ladestationen aufgeladen werden. «Aber», gibt Arian zu bedenken: «Um die Vorteile der Elektromobilität zu nutzen, muss auch die Möglichkeit bestehen, das Auto zuhause aufzuladen.» Denn das Laden zuhause ist nicht nur komfortabler, sondern spart auch Zeit und Kosten: Die Wartezeit an der Ladesäule entfällt – der Ladevorgang läuft bequem über Nacht. Zudem ist der Strom zuhause in der Regel deutlich günstiger als an öffentlichen Schnellladestationen, was die Betriebskosten der Fahrzeugflotte senkt.
Gemeinsam ans Ziel
Die Entwicklung zeigt: Elektromobilität hat die Talsohle überwunden und wächst auf breiter Front – im Privatverkehr ebenso wie bei Nutzfahrzeugen und im ÖV. Damit der Wandel nachhaltig gelingt, braucht es Energieversorger, die mehr tun als Strom liefern. Die AEW leistet einen Beitrag zur Mobilität von morgen – sauber, vernetzt und zukunftssicher.