Strompreisentwicklung 2021/22

In einem Jahr sind die Strompreise um satte 450 Prozent gestiegen und haben ein noch nie dagewesenes Rekordhoch erreicht. Wie konnte es dazu kommen?

03. August 2022

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Aktuelle Strompreisentwicklung

Die Strompreise in Europa und in der Schweiz hängen unter anderem von den Brennstoffpreisen wie Gas, Kohle und CO2-Zertifikaten ab. Der lange Winter 2020/2021, welcher sich bis in den Mai 2021 hineinzog, sorgte dafür, dass die europäischen Gasspeicher fast komplett geleert worden sind. Dies verursachte im Sommer in Europa eine starke Nachfrage nach Gas, was sich in den steigenden Gaspreisen gezeigt hat. Zeitgleich hat der wirtschaftliche Aufschwung in Asien nach dem Corona-Jahr 2020 zu einer erhöhten Nachfrage nach verflüssigtem Gas (LNG) geführt, was den Anstieg der globalen Gaspreise noch mehr beschleunigte. Die EU-Politik hat ausserdem mit dem beschlossenen "Green-Deal" und mit der gesellschaftlichen Klimadebatte eine Rally bei den CO2-Zertfikaten ausgelöst, was sich ebenfalls in den weiter steigenden Strompreisen niedergeschlagen hat.

Im Herbst 2021 kam es dann zu den ersten geopolitischen Spannungen wie die Flüchtlingskrise in Belarus und der Ukrainekonflikt, welche den Gaspreis aufgrund der möglichen ausfallenden Gaslieferungen aus Russland zusätzlichen Auftrieb verliehen hat. Allein im Jahr 2021 betrug der Anstieg der Strompreise satte 330 %, wobei das Frontjahr Base (Stromlieferung für das nächste Jahr) von 50 EUR/MWh auf rund 230 EUR/MWh gestiegen hat.

Mit der Invasion Russlands in der Ukraine im Februar 2022 hat die Geopolitik nicht nur eine neue politische Zeitwende eingeläutet, sondern auch komplett das Ruder beim Einfluss auf die Strompreise an sich gerissen. Die Geopolitik ist jetzt der preisbestimmende Faktor am Strommarkt schlechthin, da sich die deutsche Energiepolitik durch den rapiden Ausstieg aus der Kern- und Kohlekraft in die starke Abhängigkeit des Rohstoffes Gas hineinmanövriert hat.

Zudem hat die stetig sinkende Kernkraftkapazität in Frankreich aufgrund der Sicherheitsbedenken dazu geführt, dass sich das konventionelle Angebot an Strom in Europa massiv reduziert hat.

All diese Aspekte haben zu den neuen Rekordhochs am Strommarkt geführt, wobei das Frontjahr Base für die Lieferung im Jahr 2023 aktuell bei rund 460 CHF/MWh liegt.

Was den Ausblick angeht, so sehen wir momentan keine Entspannung im Zusammenhang mit der geopolitischen Situation sowie der Verfügbarkeitssituation bei den Kernkraftwerken in Frankreich, was uns dazu bringt, eine neutrale bis weiter steigende Preiserwartung am Strommarkt anzunehmen.

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Preisentwicklung anhand einer Kundenprofils (KMU) für den Einkauf Energie

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Strompreisentwicklung der letzten 12 Monate Stand August 2022

Preisentwicklung der letzten 12 Monate

Darstellung eines KMU Musterprofiles (Mo.-Fr. mit Base/Peak Verhältnis von ca. 75/25). Die Darstellung dient der Grobinformation und ist als unverbindliche Preisindikation zu werten.

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HKN Preisentwicklung August 2022

Aktuelle Herkunftsnachweise (HKN) Preise zur Orientierung

Aufgrund der trockenen ersten Jahreshälfte 2022 sind die Pegel der Schweizer Gewässer diesen Sommer deutlich tiefer als gewohnt. Die unterdurchschnittliche Wasserkraftproduktion in der Schweiz sowie Unsicherheiten am Markt sorgen bei gleichbleibender Nachfrage für einen starken Preisanstieg von HKN Wasser CH 2022 / 2023. Ein ähnliches Szenario ist in ganz Europa zu beobachten, was ebenfalls zu leicht steigenden Preisen führt.

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