Aktuelle Entwicklung der Strompreise und Herkunftsnachweise
Die Energiemärkte zeigen sich erneut hochvolatil: Seit dem Frühjahr ziehen die Terminpreise spürbar an – getrieben von geopolitischen Spannungen, wirtschaftspolitischer Unsicherheit und wetterbedingten Einflüssen. Gleichzeitig belastet das geplante EU-weite Importverbot für russisches Gas ab 2027 die europäische Gasbilanz. Auch im Herkunftsnachweis-Markt hinterlassen Angebotsschwankungen und hydrologische Differenzen Spuren. Während die europäischen HKN-Preise moderat bleiben, zeigen sich Schweizer Winterquartale deutlich fester.
Preisentwicklung anhand eines Kundenprofiles (KMU) für den Einkauf der Energie

Preisentwicklung der letzten 12 Monate. Darstellung eines KMU Musterprofiles (Mo.-Fr. mit Base/Peak Verhältnis von ca. 75/25). Die Darstellung dient der Grobinformation und ist als unverbindliche Preisindikation zu werten.

Aktuelle Strompreisentwicklung
Rückblick:
Seit Anfang April haben die Terminpreise deutlich zugelegt. Am 9. April erreichte das Frontjahr mit 71.6 CHF/MWh ein Jahrestief, woraufhin der Markt eine relativ konstante Aufwärtsbewegung verzeichnete. Die durch die US-Regierung unter Donald Trump initiierten Zollstreitigkeiten mit diversen Handelspartnern wirkten zunächst belastend auf die Märkte. Temporäre Aussetzungen von Zöllen sowie vorläufige Einigungen brachten jedoch zeitweise Entlastung und führten zu Preisanstiegen. Insgesamt zeigte sich der Markt sehr sensitiv gegenüber der Nachrichtenlage; Kurssprünge von ±5 % als Reaktion auf wirtschaftspolitische Schlagzeilen waren keine Seltenheit. Die EU-Kommission plant, ab 2027 sämtliche russischen Gasimporte nach Europa – einschliesslich Flüssiggas – zu verbieten. Dieses Vorhaben stösst insbesondere in osteuropäischen Ländern auf Widerstand, dennoch hält die Kommission an ihrem Kurs fest. Die daraus resultierende Angebotslücke müsste durch zusätzliches LNG aus den USA oder dem Nahen Osten gedeckt werden, was die europäische Gasbilanz unter Druck setzt und zu einer bullischen Preisentwicklung beiträgt. Im Spotmarkt war der April von schwacher Windeinspeisung geprägt, ab Mai führten vermehrt PV-Erzeugungsspitzen zu teilweise stark negativen Preisen in den Mittagsstunden. Am 11. Mai wurde ein Stundenpreis von -262 EUR/MWh erreicht.
Ausblick:
Zwei wesentliche bullische Unsicherheitsfaktoren dominieren derzeit das Marktgeschehen: Zum einen meldete die französische Atomaufsichtsbehörde Korrosionsprobleme an einem Kernkraftwerk. Aktuell werden die betroffenen Reaktoren überprüft, um festzustellen, ob es sich um ein systematisches Problem handelt, das weitere Anlagen betrifft. Zum anderen verschärft sich die geopolitische Lage im Nahen Osten. Die jüngste Eskalation zwischen Israel und Iran hat bereits zu spürbaren Marktreaktionen geführt. Der weitere Verlauf des Konflikts dürfte erhebliche Auswirkungen auf die Energiepreise haben – insbesondere, da die Strasse von Hormus ein zentrales Nadelöhr für den weltweiten Transport von Öl und LNG darstellt. Unvorhersehbare Entwicklungen könnten die globale Versorgungskette empfindlich stören.

Aktuelle HKN Preise für eine Menge von jeweils 5'000 MWh pro Jahr
Die aktuellen Entwicklungen am HKN-Markt zeigen ein geteiltes Bild. Während die Wasserführung in den nordischen Ländern zuletzt gut ausfiel und für leicht fallende Preise bei HKN Wasser Europa sorgte, verzeichnete die Schweiz im ersten Quartal eine unterdurchschnittliche Wasserführung. Die Verknappung des HKN-Angebots für das Produktionsjahr 2025 führte zu einem deutlichen Preisanstieg. Im Gegensatz dazu zeigt sich bei dem Frontjahr ein leichter Preisrückgang.
Der HKN Wasser Europa für das Jahr 2027 wird aktuell bei rund 1.30 CHF/MWh gehandelt. Im Vergleich dazu notieren die Winterquartale für HKN Wasser CH deutlich höher:
- Q1 2027: ca. 8.3 CHF/MWh
- Q4 2027: ca. 8.2 CHF/MWh